Meinen Blog gibt es mittlerweile schon seit 3 Jahren. Dem „Go Live“ ging damals ein sehr, sehr langer Prozess voraus, bei dem es letztlich um eine zentrale Frage ging: Ist der Weg in die Öffentlichkeit richtig? Gibt es da überhaupt ein „richtig“ und ein „falsch“? Der Aktivist Raul Krauthausen hat das Thema jetzt öffentlich platziert.
„Wenn Eltern über ihre (behinderten) Kinder bloggen…“ lautet die Überschrift über einen aktuellen Beitrag in seinem Blog. In seinem Artikel äußert er sich kritisch über die Art und Weise, wie manche Eltern ihre Kinder ins öffentliche Schaufenster stellen. Raul Krauthausen sagt, dass alle Kinder vorher gefragt werden sollen – und zwar wirklich alle Kinder. Auch Kinder wie ich.
Eins vorweg: Er stößt eine sehr wichtige Debatte an – und trifft dabei genau die Frage, vor der Mama und Papa vor mehr als drei Jahren auch standen. Natürlich schreiben Mama und Papa meine Blogbeiträge – wenn auch aus meiner Perspektive. Und natürlich kann ich nicht sagen, ob ich das gut oder schlecht finde.
Es ist auch richtig, dass alles, was im Netz ist, auch bleibt. Alle Bilder, alle Texte. Mama und Papa können das Internet nicht wie ein Buch zuklappen, wegstellen und verstecken. Das alles war Mama und Papa auch bewusst. Und genau deshalb haben beide lange darüber nachgedacht, sich mit Familie und Freunden darüber ausgetauscht, um das Für und Wider abzuwägen.
Am Ende haben Mama und Papa gesagt: Ja, wir machen den Blog. Und wir machen ihn „echt“, ohne Kitsch, authentisch, mit meinem richtigen Namen. Warum? Weil es uns um Inklusion geht, um Teilhabe. Darum, dass wir uns begegnen, uns gegenseitig besser verstehen. Wenn wir rausgehen aus unserem Mauseloch und uns nicht verkriechen, erst dann geben wir anderen auch die Chance dazu, nicht nur durchs Schlüsselloch zu gucken, sondern auf uns zugehen zu können.
Das Internet und ein solcher Blog bietet diese Plattform – trotz aller berechtigter Bedenken. Es ist immer auch die Frage des WIE. Die bisherigen, sehr positiven Rückmeldungen auf meinen Blog, auf meine Artikel und meine Alltagsgeschichten bestärken uns, dass der Weg zumindest nicht komplett falsch war. UND: Dank Eurer Hilfe konnte ich mir Herzenswünsche erfüllen! Das wäre ohne meinen Blog nicht möglich gewesen!
Dennoch: Der Artikel von Raul ist wichtig, weil er Denkanstöße für eine sehr wichtige Debatte gibt. Und weil auch wir uns immer wieder hinterfragen können, ob, was und wie wir uns öffentlich präsentieren.