Sichtbar werden

Ihr fragt Euch jetzt wahrscheinlich: Was will Amelie uns mit dem Foto links genau sagen? Naja, das ist mein Frühstück. Eigentlich nichts besonderes – aber trotzdem anders als die Hochglanz-Super-Essensbilder, die massenweise durch die Social-Media-Welt geistern und alles vorgaukeln, nur nicht die Realität…

Ok, sagt Ihr jetzt sicherlich – aber wie kommt Amelie darauf, darüber zu schreiben? Papa ist „schuld“, denn der hat beim gelegentlichen Stöbern im Internet die BlogparadeSichtbar werden“ auf „sophiesanderswelt“ gefunden. Und da dachte Papa – da machen wir mit und zeigen mal, wie mein Frühstück so aussieht und abläuft.

Ich esse morgens gerne eine (eher zwei) Scheibe(n) Marmeladenbrot – manchmal aber auch eher mit Nutella als mit Marmelade… 😉 . Mama oder Papa schneiden mir das dann in kleine Stückchen und geben mir das entweder mit meinem speziellen Besteck oder aber auch per Hand. Dabei legen mir Mama oder Papa die Stückchen passend in die Wangentaschen bzw. zwischen die Backenzähne, damit ich die Stückchen auch besser kauen kann. Naja, wenn ich ehrlich bin, kaue ich nicht so richtig, aber ich versuch’s. 😉

Auf meinem Teller könnt Ihr auch eine kleine weiße Tablette sehen. Das ist mein tägliches Baclofen, ein Medikament, das meinen hohen Muskeltonus runterfährt und gegen meine Spastik wirkt. Das Baclofen ist sozusagen mein ständiger Begleiter, denn das nehme ich schon seit vielen Jahren.

Das Highlight meines Frühstücks ist übrigens der Joghurt zum Schluß. Ich liebe Joghurt über alles und kann davon nicht genug kriegen! Wer mir also eine Freude bereiten möchte, der schenkt mir ein Joghurt-Dauer-Abo… 🙂

Auf dem Jazzer

Am Samstag war ich mit meinem Buddy Christina auf dem „Jazzer“! „Jazzer“?? Die Osnabrücker unter Euch wissen natürlich, was ich meine – der „Jazzer“ ist der Osnabrücker Jahrmarkt, der zweimal im Jahr auf dem Gelände der Halle Gartlage stattfindet.

Das Wetter am Samstagnachmittag war richtig gut – und so kam Christina die Idee, mit mir auf den „Jazzer“ zu gehen. Und ich fand das echt cool! Die ganzen Lichter, Geräusche und Gerüche – ich war total fasziniert, hat Christina erzählt.

Bei einem der Kinderkarussells kam Christina dann die Idee, das mit mir auszuprobieren. Da gab es nämlich eine „Untertasse“, in die Christina mich reinsetzen und gut von hinten halten konnte – und so bin ich dann eine Runde mitgefahren! Das war echt toll – und vielen lieben Dank an den netten „Karussell-Mann“, der danach geholfen hat, mich wieder aus der „Untertasse“ rauszuheben und bis zu meinem Rolli zu tragen!

Ich habe Mama und Papa danach zuhause jedenfalls gesagt, dass ich im kommenden Jahr wieder auf den „Jazzer“ möchte… 😉

Die Zahnfee & ich

Vor einigen Tagen hatte ich meinen regelmäßigen „Check“-Termin beim Zahnarzt. Und wenn ich mich auf Termine so richtig freue, dann auf den… (Ironie aus). Für Mama und Papa ist das dann immer „Großkampftag“ (so nennen die meinen Zahnarzt-Termin) – zum Glück habe ich einen Super-Zahnarzt mit viel Verständnis für Kinder wie mich…

Dazu müsst Ihr aber auch wissen, dass ich es nun mal überhaupt nicht leiden kann, wenn jemand mir und insbesondere meinem Mund zu nahe kommt. Grund ist eine sogenannte Störung im orofazialen Bereich (so der Fachbegriff). Das bedeutet, dass ich keinen richtigen Mund- oder Lippenschluss hinbekomme und keine Speichelkontrolle habe. Das alles wiederum ist Teil bzw. Folge meiner Cerebralparese. Naja, und wenn dann der Zahnarzt kommt und mir in den Mund gucken will, dann schlage ich Alarm – und zwar so richtig… 😉 .

Trotzdem wurde es wieder Zeit für den „Check“, denn in den vergangenen Wochen sind mir die ersten Backenzähne ausgefallen. Mama und Papa hoffen dann beim „Wackelzahn“ immer, dass die Zahnfee möglichst beim Essen oder Zähneputzen kommt – und nicht nachts beim Schlafen. Denn dann ist die Gefahr sehr groß, dass ich mich heftig verschlucke und wir alle dann eine äußerst unschöne Nacht mit Folgen haben…

Das Zähneputzen aber klappt – nach großen Anlaufschwierigkeiten – mittlerweile echt gut. Das ist wohl auch ein Grund, warum meine Zähne bislang top sind! Zudem habe ich bereits 2015 eine vorbeugende Zahnversiegelung machen lassen. Mein Zahnarzt hatte das bei mir empfohlen – denn wenn ich wirklich mal ein Loch habe, dann kann der Zahnarzt die Füllung bei mir nur unter Vollnarkose machen. Und das muss ja nicht sein… Deshalb: Ich putze weiterhin fleißig meine Zähne (bzw. lasse sie putzen) – und lasse dann auch (unter lautstarkem Protest!) den regelmäßigen „Check“ über mich ergehen…