Pflegeschätze teilen

Papa hat kürzlich von einer echt tollen Idee gelesen: den Pflegeschätzen. Dabei geht es darum, den eigenen und lange aufgebauten Wissens- und Erfahrungsschatz bei der Pflege eines Kindes mit Behinderung zu heben und zu teilen. Ein echt tolles Projekt!

Wir kennen das bei uns zuhause nur allzu gut: Mama und Papa haben in den ganzen Jahren auch viele nützliche Tipps, Tricks, Hinweise etc. recherchiert und gesammelt, die unseren gemeinsamen Alltag erleichtern. Doch auch wir behalten (trotz meines Blogs hier, in dem ich ja vieles teile) diese „Schätze“ größtenteils für uns – nicht weil wir sie nicht teilen wollen, sondern weil die Zeit und auch die Plattform zum Teilen und insbesondere zum Austausch untereinander fehlt.

Genau da setzt das vom Bundesbildungsministerium geförderte Projekt „Pflegeschätze“ an. In Workshops und in Interviews sollen die Wissensschätze ganz vieler Familien mit einem Kind mit Behinderung gehoben, aufbereitet und dann auf der Plattform eingestellt und so auch anderen Familien zugänglich gemacht werden. Alle Interessierten können dann darüber online suchen, sich vernetzen etc. – eine echt klasse Idee!

Papa hat sich erstmal auf die Mailingliste eintragen lassen, um zu verfolgen, wie es in dem Projekt weitergeht. Also: Wer Interesse hat, gerne reinklicken in die „Pflegeschätze„-Seite und sich ebenfalls eintragen!

Mit Papa zur Kur

Ich hatte ja schon angekündigt, dass dieses Jahr noch ein Highlight ansteht. Jetzt lüfte ich mal das Geheimnis: Im Herbst mache ich mit Papa eine Vater-Kind-Kur.

Die Fachklinik Münstertal im Schwarzwald (Bild: AK Familienhilfe e.V.)

Eine Kur? Und dann Papa und ich? Was ist mit Mama? Wo fahren wir denn hin und wann? Und, und, und… 😉 Ich gebe mal Antworten auf all die Fragen…

Wie Ihr wisst, ist Mama ja schon einige Male zur Mutter-Kur gewesen, um mal aus dem Hamsterrad rauszuhüpfen, Kraft zu tanken und neue Impulse für zuhause mitzunehmen. Papa hat dann in der Zeit mit viiiieeeel Unterstützung meiner Buddys den Laden zuhause geschmissen.

Immer wieder haben ihn dann Leute ums uns herum gefragt: „Was ist denn so mit Dir mit einer Kur?“ Papa hat das dann immer elegant weggewischt (wie Papas nun mal oft so sind) – bis andere Eltern ihm dann völlig begeistert von der Fachklinik Münstertal erzählt haben: eine Einrichtung, die auf hochbelastete Eltern mit behinderten Kindern spezialisiert ist.

Papa hat sich das dann alles mal online angesehen und dort auch mal angerufen – und das hörte sich alles echt gut an. Und nicht zuletzt nach den Corona-Belastungen hat auch er mal zugegeben, dass eine Kur auch für ihn mal sehr sinnvoll ist (was ihm im Übrigen auch sein Hausarzt deutlich zu verstehen gegeben hat… 😉 ).

Bedingung war für Papa immer, dass ich mit komme, so dass Mama parallel zuhause auch eine Entlastung hat. Ergo muss es aber auch eine Einrichtung geben, in der ich bestmöglich betreut werde, so dass Papa auch vernünftig „kuren“ kann. Und das alles ist in der Fachklinik Münstertal super gegeben:

Und so werden Papa und ich dann im November gen Schwarzwald düsen. Derzeit plant Papa für die Hin- und auch die Rückfahrt einen „Hotel-Stopover“ mit Übernachtung auf halber Strecke. Denn eine Autofahrt mit mehr als 7 Stunden wollen wir uns beide definitiv nicht zumuten.

Also die Planungen laufen, die Vorfreude steigt!!! 🙂 Ich werde weiter berichten…

Kannste Dir nicht ausdenken

Es gibt Situationen, da hältst Du sprachlos und kopfschüttelnd inne und musst Dich regelrecht zweimal kneifen. Papa ging das so, als er vom Kabinettsbeschluss zur Pflegereform gehört hat. Mehr Ignoranz und Geringschätzung gegenüber pflegenden Eltern geht ja kaum noch…

Aber fangen wir erstmal mit dem Schönen an: Seit heute bin ich wieder im Kupferhof, eine Woche bin ich wieder hier. Für mich heißt das wieder ein tolles Programm und liebevolle 24/7-Pflege und -Betreuung. Für Mama und Papa ist der Kupferhof die so wichtige Auszeit zum Durchschnaufen und zum Erholen. Und von solchen Oasen gibt es ja bekanntlich viel zu wenige

Und schon sind wir beim Thema. Denn finanziert wird mein Aufenthalt über die sog. Kurzzeitpflege; außerdem gibt es auch noch die Verhinderungspflege und den Entlastungsbetrag. Unter bestimmten Bedingungen lassen sich diese Leistungen teils miteinander kombinieren. Um zu verstehen und zu wissen, wie das konkret funktioniert und wie man was bei wem beantragt, muss man tief eintauchen in den Paragrafen-Dschungel…

Daher gibt es schon seit langer Zeit die Forderung, die verschiedenen Leistungen zu einem einheitlichen Entlastungsbudget zusammenzuführen – was ganz im Sinne aller sein müsste. Weniger Bürokratie, mehr Flexibilität, mehr Entlastung.

So stand es auch im ersten Referentenentwurf des sog. „Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetzes„. Vorsichtig-optimistisch hätte man also davon ausgehen können, dass das dann auch so kommt und übernommen wird. Anfang April beschließt das Bundeskabinett dann den Gesetzesentwurf – und das ursprünglich vorgesehene Entlastungsbudget ist plötzlich rausgestrichen. ZACK, einfach weg! Kannste Dir nicht ausdenken…

Die Reaktionen der verschiedenen Pflegeverbände und -organisationen waren harsch und gehen von „im Stich lassen“ bis hin zur „Katastrophe„. Für Papa ist das Rausstreichen des Entlastungsbudgets aus dem Pflegereform-Gesetzesentwurf ein weiterer Beleg dafür, dass wir Familien mit einem behinderten Kind keinerlei Lobby haben. Wie oft habe ich hier schon davon geschrieben, dass wir unsichtbar und unerhört sind? Nachweis gefällig? Bitteschön…

Was außerdem auffällt: In den Medien spielt das Rausstreichen des Entlastungsbudgets nahezu keine Rolle; es hat kaum jemand darüber berichtet. Tja, unsere Anliegen sorgen eben nicht für Klickzahlen. Und dann wird eben auch nicht berichtet. Und das ist umso bitterer…

Aber nun die Schleife zurück zum Kupferhof: Trotz aller politischer Ignoranz und Geringschätzung – wir werden die einwöchige Auszeit und Entlastung genießen!