Die vergessene Schule

Das Thema Schulöffnungen war – neben der Maskenpflicht – DAS Thema der vergangenen Tage. Was wurde nicht alles öffentlich diskutiert, auch gestritten und gemotzt. Dabei fiel leider kaum auf, dass die Politik eine Schulform völlig vergessen hatte: die Förderschulen. Warum wundert mich das nicht…

Eins vorweg: Ich möchte nicht in der Haut der Politiker stecken. Die können es eh niemandem recht machen, alle wissen es besser. So wie beim Fußball – da gibt es ja auch 80 Millionen Bundestrainer…

Jetzt hat die Politik entschieden, dass die Schulen schrittweise öffnen sollen – und zwar je nach Altersstufe. Alles schön im Fahrplan des Kultusministeriums nachzulesen. Fällt Euch was auf? Kein Wort zu den Förderschulen oder Tagesbildungsstätten wie das bei uns in Niedersachsen heißt. Wir wurden – mal wieder – vergessen…

Das hat die Politik doch wohl gemerkt – uuups! -, so dass für Förderschulen jetzt ruckzuck eine Ergänzung zum Leitfaden zusammengezimmert wurde, die auch nachträglich online gestellt werden soll. Ist ja irgendwie auch peinlich… Da steht drin, dass „die Schulleitung (…) in Eigenverantwortung über den konkreten systemangepassten Aufbau des Wiederanlaufens des Schulbetriebs“ entscheiden darf.

Dem Kultusministerium scheint also wohl aufgefallen zu sein, dass die schrittweise Schulöffnung nach Altersstufen bei Förderschulen nun mal gar nicht funktionieren kann. Bei uns kommt es nämlich bei der Umsetzung der notwendigen Schutzmaßnahmen nicht darauf an, wie alt wir sind. Entscheidend ist vielmehr die Art der Behinderung: Wer ist Rollikind, liegt eine Autimusstörung vor etc. – das Alter spielt beim „Schulöffnungs-Wie“ überhaupt keine Rolle!

Niedersachsen ist offenbar nicht das einzige Bundesland, das Förderschulen vergessen hat. Ich weiß jetzt aber nicht, ob mich das beruhigen soll… Nein, im Gegenteil: Leider bestätigt das den Eindruck, den immer mehr Eltern behinderter Kinder bekommen und über den ich ja auch schon mehrfach hier geschrieben habe. Schön ist das nicht… 🙁

Aber nun mal was Positives: Unsere Schule wird am 4. Mai wieder öffnen! Zwar vorerst nur eingeschränkt und gruppenweise – aber immerhin! Jede Klasse wird in zwei Gruppen (A+B) aufgeteilt. Gruppe A kommt montags und dienstags, Gruppe B mittwochs und donnerstags. Freitags wechseln sich die beiden Gruppen ab.

Es ist ein Anfang, den sicherlich viele Eltern behinderter Kinder – die hochbelasteten „Unerhörten“ am Ende ihrer Kräfte – herbeigesehnt haben! Wir auf jeden Fall auch!

Therapie auf Abstand

Lockdown-Woche 5 ist geschafft. Wir sind gesund, der Lagerkoller greift aber so langsam um sich… Dennoch habe ich was Neues zu berichten: Ich hatte diese Woche meine erste Videotherapie-Einheit! Das fand ich echt spannend – nächste Woche geht’s weiter.

Die Schulschließung heißt für mich ja auch: Es finden keine Therapien statt – keine Physio- oder Ergotherapie, keine Logopädie. Denn die Therapien sind ja bei meiner Schule in meinen Studenplan integriert. Das heißt also: Ich habe bereits seit fünf Wochen keine Therapien mehr – was für mich echt unschön ist…

Damit ich nicht „einroste“ (um das mal weniger dramatisch zu umschreiben), haben sich meine Therapeuten was Spannendes einfallen lassen: die Therapie auf Abstand via Tablet. Das läuft ganz einfach über den zertifizierten Videodienst sprechstunde.online – draufklicken, den vorher zugeschickten Zugangscode eingeben, fertig!

Klar ist die Videotherapie was völlig anderes, als wenn meine Physiotherapeutin direkt mit mir Übungen macht. Aber so können wir uns zumindest weiterhin austauschen, Kontakt halten und auch kleinere Dehnübungen oder andere Sachen besprechen. Ich fand das jedenfalls echt spannend. Eine gute Idee – gerade weil ja noch unklar ist, wie es in meiner Schule weitergeht…

Das Bulli-Rätsel

Ich habe ja schon öfters erzählt, dass ich morgens vom Bulli abgeholt und zur Schule gebracht werde. Nachmittags geht’s dann wieder per Bulli nach Hause. Eine tolle Sache – die bislang auch immer gut geklappt hat. Aktuell spielen Mama, Papa und ich aber ein neues Spiel: das Bulli-Rätsel…

Ich erkläre Euch mal, wie das neue Spiel funktioniert. Insbesondere montags frühmorgens fangen wir an zu rätseln: Wer kommt heute wohl und vor allem wann? Nachmittags dann das gleiche Spiel: Wie spät ich wohl nach Hause komme? Spätestens zum Ende der Woche können wir uns dann wieder auf einen neuen Rätselspaß zum Wochenstart einstellen…

Jetzt mal im Ernst: Die derzeitige Situation ist leider ein Musterbeispiel für eine völlig missratene – oder besser: vollkommen ungenügende – Informations- und Kommunikationspolitik. Da hören Mama und Papa zufällig, dass es Umstellungen bei den Bullitouren gibt. Eine Info an die Eltern: Fehlanzeige. Dann kommt bei uns eine neue Fahrerin – Vorabinfo: Fehlanzeige. Dann steht der Bulli zu einer völlig anderen Zeit vor der Tür – Info: Fehlanzeige. Dann telefonieren Mama und Papa dauernd hinterher – das Ergebnis: Die gegebenen Infos sind falsch…

Das einzige, das bislang jedenfalls sicher ist: Der Bulli kommt (immerhin) noch – wann auch immer und von wem auch immer gefahren… Wir rätseln jedenfalls fleißig weiter – und freuen uns schon ganz doll auf den nächsten Rätselspaß spätestens am Montag… *Sarkasmus aus* …

Tipp von uns an diejenigen, die das alles organisieren: Bitte denkt mal daran, die Kinder und Eltern zumindest ein kleines bisschen zu informieren…